Montag, 7. Februar 2005

Männerversteherin Modeste

Noch am Donnerstag sag´ ich doch noch der Frau Fragmente, die Männerseele sei mir ewig unergründlich. Schon am Freitag allerdings kam die Erkenntnis über mich: Männer haben zuviel Phantasie. Das ist das ganze Elend – und es verhält sich folgendermaßen:

„Wenn Kathrin Angerer nicht mitspielt, komm´ ich erst Sonntag.“, verkündet der Wochenendbesuch, auf die Möglichkeit des Samstagabends in der Volksbühne angesprochen.
„Banause!“, entgegne ich. Der Besucher, fernab eines tieferen Kunstverständnisses, grunzt in den Hörer und verweist auf den T.

Die Kathrin Angerer, so der T., sei doch kein schönes Weib. Als Idol sei die gleichwohl großartige Schauspielerin der Volksbühne völlig untauglich. Sein Frauenideal sei ein völlig anderes. Sorgfältig schabt sich T. die Bartstoppeln aus dem Gesicht. Die provozierte Frage nach der eigenen Idee aller Weiblichkeit wird, das Messer an der Wange, prompt beantwortet. Dann gleitet das Messer den Hals hinab, ich halte die Luft an und es ist....Madame Catherine Deneuve. Vor ungefähr hundert Jahren.

„Blondinen find´ ich blöd.“, zicke ich den T. an und fahre mir durch die schwarzen Haare. T. zuckt mit den Schultern.

„Haben eigentlich alle Männer feststehende Ideale?“, frage ich ein paar Stunden später in die Runde. M., so stellt sich heraus, träumt von Audrey Hepburn. Sein Bruder liebt dralle Blonde, die dank der Mutter des M. unter der Sammelbezeichnung „die böhmische Köchin“ bekannt sind. Der ordinäre Begleiter meiner lieben C., den ich noch nie leiden konnte, verehrt Jennifer Lopez.

Und auf einmal wird mir alles klar:

Geht eine Frau umher und sucht nach dem Mann ihres Lebens, so hält sie sorgsam Ausschau nach Wesen und Individualität der Kandidaten. Sie wird die Herren sorgfältig ausforschen – Lieben sie die Bühne? Beherrschen sie Zeichensetzung und Konjunktiv? Haben sie vielleicht ein anstrengendes Frauenbild, weinen in intimen Situationen oder sind einer Burschenschaft eng verbunden? Am Ende eines sorgfältigen Auswahlprozesses, das demjenigen international agierender Großkanzleien in nichts nachsteht, wird der passendste Kandidat erkoren. Bei einem Höchstmaß gegenseitiger Übereinstimmung in Temperament und Neigungen sind die Aussichten auf gemeinsames Glück durchaus begründet.

Der passende Kandidat aber will nicht und steht bockig beiseite. Übereinstimmung, wahrhafte Seelenverwandtschaft und gleichartige Neigungen sind ihm Wurst. Katherine Hepburn oder keine, sagt der Kandidat und sucht nach größtmöglicher Ähnlichkeit mit dem Ideal. Traurig schleppt sich die suchende Dame nach Hause, leckt ihre Wunden und ruft alle ihre Freundinnen an. Nach einigen einsamen Monaten nimmt sie einen der nächstplazierten Herren. Weil der Übereinstimmungsindex hinter dem Optimalfall deutlich zurückbleibt, geht die ganze Sache schrecklich schief.

Aber auch der Kandidat verfehlt sein Glück. Bezaubert von einer fernen Ähnlichkeit nähert er sich einer Frau, die ihm so unähnlich wie möglich ist. Nach nur wenigen Monaten wird das Paar sich hassen. Er findet heraus, dass sie seinem Katherine-Hepburn-Ideal nicht einmal im Ansatz gleicht und geht seiner Wege.

So hat es dann wieder einmal nicht funktioniert. Traurige Singles betrinken sich in schummerigen Bars. „Frauen sind merkwürdige Wesen“, lallen die Männer und denken an das Idol. „Ich verstehe die Männer nicht.“, prosten sich die Frauen zu.

Hört Musik

Herr Mequito, sind Sie müde? Ein bißchen schwere Augen, eine Katze auf dem Schoß und einen heißen Tee in den Händen? „Gar nicht!“, sagen Sie? Sie sind sogar die Vitalität in Person?

„Hah“, kann ich da nur sagen: „Vital war mal!“ Denn mein musikalisches Universum ist langweilig, langweiliger als Graz bei Nacht, langweiliger als ein Sonntagnachmittag in Spandau, sozusagen exakt so öd wie die Gemeinde Annaberg-Lungötz, die Sie zu recht nicht kennen. Nur nicht ganz so gepflegt.

Schlafen Sie schon?
Nun denn:

1. Wieviel gigantische Bytes an Musik sind auf deinem Computer gespeichert?

Im PC auf meinem Schreibtisch säuseln 5,32 GB. Ein Notvorrat schlummert im ibook, aber das treibt sich gerade im schwesterlichen Kosmos herum, deren Toshiba immer zur Unzeit krank wird.

2. Die letzte CD, die du gekauft hast...

Greenday, „American Idiot“. Glaube ich. Und hören Sie auf zu schnarchen.

3. Welches Liedl hast du gerade gehört, als dich der Ruf ereilte?

Carla Bruni, „Le plus beau du quartier“. Das Album hat mir mein Wochenendbesuch als ein überzeugter Blumenverweigerer mitgebracht. Ein paar Titel kann ich schon mitsingen.

4. Fünf Lieder, die dir viel bedeuten oder die du oft hörst.

4.1 Tocotronic „Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“.

Auch ich wäre einmal gerne Teil einer Jugendbewegung gewesen. Leider war gerade keine passende da.

4.2 Oasis „Cigarettes And Alcohol“

Die große Schwester meiner Schulfreundin bekam ein Auto, „Definitely Maybe“ erschien, und mit der Schwester durften wir am Wochenende in die Stadt fahren. Diese großartige Vorfreude auf Sensationen, die dann nie stattfanden, oder sich als wenig sensationell entpuppten... , die Freundin und ich mitsingend auf der Rückbank.

4.3 Rio Reiser „Mitten in der Nacht“

Ja, da stöhnen´s. Das ist fies, und dabei hat der Reiser doch viel besser gekonnt. Aber als ich einmal ziemlich jung war, und unterwegs als eine Interrailerin, da zerstritt ich mich in griechischen Gefilden schrecklich mit meinem damaligen Freund. In pubertärer Unrast verließ ich Insel samt Freund, attachierte mich an einen anderen Herrn und verbrachte eine ganze Nacht eingehüllt in einen Schlafsack am Strand, wo mir der Fremde vorspielte und dazu sang. Das waren noch Zeiten, in denen ich meine Adresse und Telephonnummer um einiges bereitwilliger rausrückte, als es eine Dekade später der Fall ist. Und so schickte mir der Fremde ein paar Wochen später eine Kassette zu, mit dem gesamten Repertoire dieser griechischen Strandnacht.

4.5 George Brassens „Il N´Y a Pas D´Amour Heureux“
Wenn ich traurig bin.

5. Wem wirfst du dieses Stöckchen zu (3 Personen) und warum?

Der Frau Fragmente, um einmal herauszubekommen, was jemand sonst so mag, dem Cure gefällt. Und der Frau Engel, mit der ich noch nie über Musik gesprochen habe, und die auch nie über Musik schreibt. Und die Frau Schnatterliese, die bestimmt einen großartigen Musikgeschmack hat.


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