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Ob es das volle Glück gibt? Makellos glänzende Tage, ein uneingeschränktes Ja zum eigenen Leben, ohne Risse in der spiegelnden Oberfläche, wolkenloser Sonnenschein. Keine Unsicherheiten in der Hinterhand, keine Schatten, an die man nicht denken darf, ohne dass der Himmel sich bezöge.
Den Ort, den ich nicht ertrüge, und den ich erreichen will, was immer es kostet.
Den Ort, den ich nicht ertrüge, und den ich erreichen will, was immer es kostet.
von: Modeste Schublade: Datum: 12. Dez. 2004, 23:31 Uhr
Das seltsame an (meinen) Glückszuständen ist, daß die Bruchstückhaftigkeit des Selbst keine Rolle mehr spielt. Das heißt nicht, daß ich durch das Glück plötzlich vollständig wäre. Es ist wie wenn man verliebt ist: man sieht die Fehler das anderen, aber sie sind nicht wichtig. Deshalb galube ich nicht, daß Vollkommenheit eine Vorrausssetzung für Glück ist, ich glaube auch nicht, daß es volles und halbes Glück gibt.
Letztendlich, so jedenfalls meine Sicht der Dinge, wird es uns niemals gelingen, die Fragmente wieder vollständig zusammenzufügen. Das hängt mit der Welt zusammen, in der wir leben, vielleicht ist es die Quintessenz des Menschseins: wir gehen durch dieses Leben, wir scheitern, wir brechen, wir machen Fehler. Wir sind aus dem Paradies verbannt, wir werfen einen Schatten. Ich weiß nicht, ob diese Makellosigkeit, diese glänzenden Tage, von denen Sie sprechen, so erstrebenswert wären. Besonders lebendig kommt es mir nicht vor.
Das ist eine etwas deprimierende Bilanz - das Glück mag ein Ort sein, zu dem ich keinen Zutritt habe, weil ich bin, wie ich bin. Selbst bei Eintritt eines Idealzustands, an dem innere wie äußere Erwartungen erfüllt sein werden, stehe ich an der Pforte des Elysiums und es war alles umsonst.