...

Ob es das volle Glück gibt? Makellos glänzende Tage, ein uneingeschränktes Ja zum eigenen Leben, ohne Risse in der spiegelnden Oberfläche, wolkenloser Sonnenschein. Keine Unsicherheiten in der Hinterhand, keine Schatten, an die man nicht denken darf, ohne dass der Himmel sich bezöge.

Den Ort, den ich nicht ertrüge, und den ich erreichen will, was immer es kostet.
fragmente - 13. Dez. 2004, 10:59 Uhr

Gutes, schwieriges Thema, über das ich mir schon so manche Gedanken gemacht habe. Mit dem Glück ist es vermutlich für jeden verschieden. Für mich ist es so: meistens weiß ich erst im Rückblick, daß ich glücklich gewesen bin. Nicht, daß ich das Glück nicht gespürt hätte, es gibt nur im Glück keinen Anlaß, den eigenen Zustand zu benennen.
Das seltsame an (meinen) Glückszuständen ist, daß die Bruchstückhaftigkeit des Selbst keine Rolle mehr spielt. Das heißt nicht, daß ich durch das Glück plötzlich vollständig wäre. Es ist wie wenn man verliebt ist: man sieht die Fehler das anderen, aber sie sind nicht wichtig. Deshalb galube ich nicht, daß Vollkommenheit eine Vorrausssetzung für Glück ist, ich glaube auch nicht, daß es volles und halbes Glück gibt.
Letztendlich, so jedenfalls meine Sicht der Dinge, wird es uns niemals gelingen, die Fragmente wieder vollständig zusammenzufügen. Das hängt mit der Welt zusammen, in der wir leben, vielleicht ist es die Quintessenz des Menschseins: wir gehen durch dieses Leben, wir scheitern, wir brechen, wir machen Fehler. Wir sind aus dem Paradies verbannt, wir werfen einen Schatten. Ich weiß nicht, ob diese Makellosigkeit, diese glänzenden Tage, von denen Sie sprechen, so erstrebenswert wären. Besonders lebendig kommt es mir nicht vor.
Modeste - 13. Dez. 2004, 16:58 Uhr

Vielleicht ist es gerade die Besinnungslosigkeit des Glücks, die die Schwierigkeit ausmacht, diesen vollkommenen Ort zu erreichen. Wir ziehen unser Bewusstsein hinter uns her wie einen Klumpfuss. Das, was mich ausmacht, widersetzt sich und sucht nach den Schäden und Sollbruchstellen. Glück heißt vielleicht, jemand anders zu sein. Oder gar nicht zu sein. Das Paradies habe ich mir deswegen stets als einen gleißenden Ort vorgestellt, an dem man sich aufhält, wahrnimmt und fühlt, aber das nörgelnde Selbst, den Buckel des glücklichen Lebens, hinter sich ließe. Wie die Erwähnung des Paradieses bereits demonstriert, hat dies freilich mit Leben nicht viel zu tun, da haben Sie recht.

Das ist eine etwas deprimierende Bilanz - das Glück mag ein Ort sein, zu dem ich keinen Zutritt habe, weil ich bin, wie ich bin. Selbst bei Eintritt eines Idealzustands, an dem innere wie äußere Erwartungen erfüllt sein werden, stehe ich an der Pforte des Elysiums und es war alles umsonst.

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