Reisewarnung oder: Pikante Röllchen
Den reiselustigen Deutschen warnt das Auswärtige Amt vor Gegenden, die der deutschen Gesundheit unzuträglich sein könnten. Den Sudan sollte man etwa nicht aufsuchen.
Das Land Berlin allerdings warnt den Reisenden nicht. Hinweise, wo die Gastronomen den Touristen vergiften könnten, fehlen völlig. Belästigungen harmloser Spaziergänger, terroristische Musikbeschallung – Berlin verschweigt seine gefährlichen Ecken. So sehe ich mich also berufen, an dieser Stelle eine ausdrückliche Warnung abzugeben, und ich kann nur nachdrücklich jedem Auswärtigen raten, den Alexanderplatz tunlichst zu vermeiden.
Bekannt ist, dass es sich beim Alexanderplatz um einen der häßlichsten Plätze Europas handelt. Weniger herumgesprochen haben sich ernsthafte Gefährdungen des Wohlbefindens, die sich bei längeren Aufenthalten und Interaktionen mit der anwesenden einheimischen Bevölkerung ergeben könnten.
Für Ortsansässige ist der Alexanderplatz manchmal unvermeidbar. Die Versorgungslage in Ostberlin ist unverändert schlecht. Und so vermummt man sich, den eisigen Ostwinden trotzend, spaziert die Schönhauser Allee hinab und findet sich vor einer Baustelle wieder, in deren Inneren sich Galeria Kaufhof verbirgt. Körbchen über den Arm und hinein in die Lebensmittelabteilung.
Wer jeweils 50 Gramm von vier verschiedenen Fischfilets verlangt, braucht mit Freundlichkeit an der Fischtheke nicht zu rechnen. Wer allerdings seit mehreren Jahren am Alex einkauft, den kann das nicht anfechten. Doppelrahm für diejenigen, die schlappe Schlagsahne verachten, Bandnudeln aus dem Kühlregal und ein großes Stück Rinderbrust. Hofft man auf frischen Kren, dann wird man hier verzweifeln.
Schließlich, der Einkaufszettel ist abgearbeitet, stehe ich vor dem Bäckereistand. Zu einer vernünftigen Backwarenabteilung hat es nicht gereicht, die gibt es erst wieder an der Friedrichsstraße. Aber ein Krapfen lockt, und so gehe ich entschlossenen Schrittes auf den Tresen zu. Hinter dem Tresen steht jedoch kein freundliches Bedienungspersonal. Ich schaue ich mich um. Hinter mir, an einem Stand, der der Verkaufsförderung von Fischdosen dient, steht der Backwarenverkäufer und löffelt aus kleinen Plastikschälchen eine leicht faulig riechende Speise. „Junge Frau,“ ruft mich ein älterer Schnauzbart, und ich gehe einige Schritte auf den Mann zu, der mit einer Schürze um den Bauch hinter einem Tischchen steht. In unverkennbar norddeutschen Tonfall preist der Fischpromoter den Inhalt seiner Schälchen an. Hintereinander warten Hering in Tomatensoße, Hering in Senfsauce und Pikante Röllchen auf Verkoster. Ich hebe ablehnend die Hände.
„Nein, nein,“ sagt der Fischmann. Ich müsse ja gar nichts kaufen. Nur kosten solle ich. Seit mehr als hundert Jahren vertreibe die Firma Sywan, die Schwaaner Fischwaren GmbH, ihre Fischprodukte in Dosen, teilt mir der Promoter mit. Flugs halte ich ein Schälchen in der einen und eine Gabel in der anderen Hand. Fisch und Sauce sind miteinander eine ungute Verbindung eingegangen. Vielleicht zersetzt auch die Tomatensauce die Fischfasern. Überdies bin ich ein wenig heikel was Gerüche angeht. „Sehr lecker,“ sage ich, weil mir der Schnauzbart leid tut mit seinen Dosen und werfe das leere Schälchen in den Abfalleimer.
Geschwind streckt mir der Fischmann ein anderes Schälchen entgegen das Pikante Röllchen in würziger Tomatensauce enthält. Er schaut freundlich und etwas bekümmert. Die Schwaaner Fischwaren GmbH aus Mecklenburg verkaufe heute vorwiegend über Handelsmarken, wird mir bekümmert erklärt. Ich halte die Gabel über das Schälchen und frage interessiert nach.
„Ich bin ein bißchen in Eile,“ sage ich dann und versuche mich des Fisches unauffällig zu entledigen. „Sie haben ja noch gar nicht probiert. Sind sie kein Fischfreund?“, betrübt schaut mir der Fischpromoter auf meinem Weg zum Krapfen nach. „Doch, doch,“ sage ich. Die Schwaaner Fischwaren GmbH dauert mich und so werfe ich schnell eine Dose der Pikanten Röllchen in den Korb.
„Lecker“, sagt der Backwarenverkäufer und deutet auf mein Körbchen mit der Dose. Ich nicke und gehe zur Kasse.
Vor der Tür beiße ich in den Krapfen. Er ist mit Vanillecreme gefüllt und etwas trocken. Von rechts nähert sich ein abgerissen erscheinender Mann von schätzungsweise fünfzig Jahren und bittet um Geld. Ich schüttele den Kopf. Dann fällt mir etwas ein. Aus den Tiefen meiner Tasche krame ich die Fischdose heraus und halte sie dem Bettler entgegen. Der Bettler schaut mich verständnislos an und wendet sich ab.
Gehen Sie nicht dorthin.
Das Land Berlin allerdings warnt den Reisenden nicht. Hinweise, wo die Gastronomen den Touristen vergiften könnten, fehlen völlig. Belästigungen harmloser Spaziergänger, terroristische Musikbeschallung – Berlin verschweigt seine gefährlichen Ecken. So sehe ich mich also berufen, an dieser Stelle eine ausdrückliche Warnung abzugeben, und ich kann nur nachdrücklich jedem Auswärtigen raten, den Alexanderplatz tunlichst zu vermeiden.
Bekannt ist, dass es sich beim Alexanderplatz um einen der häßlichsten Plätze Europas handelt. Weniger herumgesprochen haben sich ernsthafte Gefährdungen des Wohlbefindens, die sich bei längeren Aufenthalten und Interaktionen mit der anwesenden einheimischen Bevölkerung ergeben könnten.
Für Ortsansässige ist der Alexanderplatz manchmal unvermeidbar. Die Versorgungslage in Ostberlin ist unverändert schlecht. Und so vermummt man sich, den eisigen Ostwinden trotzend, spaziert die Schönhauser Allee hinab und findet sich vor einer Baustelle wieder, in deren Inneren sich Galeria Kaufhof verbirgt. Körbchen über den Arm und hinein in die Lebensmittelabteilung.
Wer jeweils 50 Gramm von vier verschiedenen Fischfilets verlangt, braucht mit Freundlichkeit an der Fischtheke nicht zu rechnen. Wer allerdings seit mehreren Jahren am Alex einkauft, den kann das nicht anfechten. Doppelrahm für diejenigen, die schlappe Schlagsahne verachten, Bandnudeln aus dem Kühlregal und ein großes Stück Rinderbrust. Hofft man auf frischen Kren, dann wird man hier verzweifeln.
Schließlich, der Einkaufszettel ist abgearbeitet, stehe ich vor dem Bäckereistand. Zu einer vernünftigen Backwarenabteilung hat es nicht gereicht, die gibt es erst wieder an der Friedrichsstraße. Aber ein Krapfen lockt, und so gehe ich entschlossenen Schrittes auf den Tresen zu. Hinter dem Tresen steht jedoch kein freundliches Bedienungspersonal. Ich schaue ich mich um. Hinter mir, an einem Stand, der der Verkaufsförderung von Fischdosen dient, steht der Backwarenverkäufer und löffelt aus kleinen Plastikschälchen eine leicht faulig riechende Speise. „Junge Frau,“ ruft mich ein älterer Schnauzbart, und ich gehe einige Schritte auf den Mann zu, der mit einer Schürze um den Bauch hinter einem Tischchen steht. In unverkennbar norddeutschen Tonfall preist der Fischpromoter den Inhalt seiner Schälchen an. Hintereinander warten Hering in Tomatensoße, Hering in Senfsauce und Pikante Röllchen auf Verkoster. Ich hebe ablehnend die Hände.
„Nein, nein,“ sagt der Fischmann. Ich müsse ja gar nichts kaufen. Nur kosten solle ich. Seit mehr als hundert Jahren vertreibe die Firma Sywan, die Schwaaner Fischwaren GmbH, ihre Fischprodukte in Dosen, teilt mir der Promoter mit. Flugs halte ich ein Schälchen in der einen und eine Gabel in der anderen Hand. Fisch und Sauce sind miteinander eine ungute Verbindung eingegangen. Vielleicht zersetzt auch die Tomatensauce die Fischfasern. Überdies bin ich ein wenig heikel was Gerüche angeht. „Sehr lecker,“ sage ich, weil mir der Schnauzbart leid tut mit seinen Dosen und werfe das leere Schälchen in den Abfalleimer.
Geschwind streckt mir der Fischmann ein anderes Schälchen entgegen das Pikante Röllchen in würziger Tomatensauce enthält. Er schaut freundlich und etwas bekümmert. Die Schwaaner Fischwaren GmbH aus Mecklenburg verkaufe heute vorwiegend über Handelsmarken, wird mir bekümmert erklärt. Ich halte die Gabel über das Schälchen und frage interessiert nach.
„Ich bin ein bißchen in Eile,“ sage ich dann und versuche mich des Fisches unauffällig zu entledigen. „Sie haben ja noch gar nicht probiert. Sind sie kein Fischfreund?“, betrübt schaut mir der Fischpromoter auf meinem Weg zum Krapfen nach. „Doch, doch,“ sage ich. Die Schwaaner Fischwaren GmbH dauert mich und so werfe ich schnell eine Dose der Pikanten Röllchen in den Korb.
„Lecker“, sagt der Backwarenverkäufer und deutet auf mein Körbchen mit der Dose. Ich nicke und gehe zur Kasse.
Vor der Tür beiße ich in den Krapfen. Er ist mit Vanillecreme gefüllt und etwas trocken. Von rechts nähert sich ein abgerissen erscheinender Mann von schätzungsweise fünfzig Jahren und bittet um Geld. Ich schüttele den Kopf. Dann fällt mir etwas ein. Aus den Tiefen meiner Tasche krame ich die Fischdose heraus und halte sie dem Bettler entgegen. Der Bettler schaut mich verständnislos an und wendet sich ab.
Gehen Sie nicht dorthin.
von: Modeste Schublade: Datum: 8. Feb. 2005, 19:35 Uhr
oh frau modeste
Gern geschehen,
ich wäre
frau schnatter, berlin iss ... ach sie wissen ja ... backen sie besser selbst
"Bei uns heißt das Pfannkuchen!"
(Bei mir heißt das "Instant Kinski - just add vapor")
@Krapfen
Antwort dem ENGL
But to the Etymology: Doughboys was the former name of US infantrists, before they were called GIs (Government Issues, a type of fighter slaves.) For these troops a special kind of sugar cookie belonged to the food rations, so this was called a doughnut. If the sergeant orders private Paula to eat a doughnut in the face of the company (scene in Fullmetal Jacket), this is an evil affront to the troopers, which means: eat your own comrades.
In the Mc Donald´s America, nobody knows anything about this origins.
(As much historial correctness must selfunderstoodly be. :-))