Unbefriedigte Nachfrage

"Nun, Herzchen, das sind ja ganz neue Töne.“, T. steht konsterniert im Türrahmen. Ich beteuere, heute abend das Haus nicht einmal mehr dann für eine Party zu verlassen, wenn Gottvater persönlich angekündigt wäre. T. schimpft noch ein bißchen über die ausgeschalteten Telephone, dann schließt sich die Tür, und ich stehe ergebnislos vor dem Bücherregal. Der von amazon angeforderte Nachschub ist noch nicht da, nichts schreit heute abend nach Wiederlesen, und so beschließe ich, einen Film sehen zu wollen und stelle mir das Notebook vors Bett.

DVD´s habe ich sozusagen keine, fällt mir als ernsthaftes Hindernis meiner Pläne ein. Der DVD-Besitzer meines Vertrauens, der T., befindet sich an einem mir unbekannten Ort, jedenfalls aber keinesfalls daheim, und dies dürfte auch für die anderen Menschen gelten, die entweder DVD´s besitzen, oder zumindest eine Ausleihkarte einer Videothek ihr eigen nennen. Kurz überlege ich, selber eine Videothek aufzusuchen, zur Torstraße zur fahren, und dort Mitglied zu werden, aber bevor ich heute das Haus noch einmal verlasse, surfe ich eher bis zum Abwinken durchs Netz, um dann zu Bett zu gehen.

Zu essen ist auch nichts mehr im Haus, und die Flyer der Bringdienste sind alle umweglos in der Kiste gelandet, die derartigen Müll unter den Briefkästen aufnimmt. Also fahre ich den Rechner wieder hoch, tippe in das Google-Feld „Bringdienst Berlin indisches Essen und DVD“, aber kein Inder will mir Rahmkäse mit Spinat bringen und den noch ungesehenen letzten Almodóvar dazu. Auch die Pizzadienste der Stadt zeigen sich widerspenstig.

Eine Stunde später würde ich fast alles essen und rufe den erstbesten Pizzaservice an.

„Wieso führen Sie eigentlich keine DVD´s?“, frage ich den Mann an der anderen Seite der Leitung. „Wieso repariere ich keine Wasserrohrbrüche?“, fragt der Pizzakerl und weist die restliche Bestellung wegen Geringfügigkeit zurück.

Nun denn. Spaghetti mit Olivenöl und Chilipfeffer. Und hätte ich heute etwas mehr Energie, ein Quentchen mehr als die komplette Antriebslosigkeit, die nicht einmal mehr zum Badewannenbefüllen reicht – ich stände auf meinem Balkon, der Wind rauschte durch mein Haar, und ich würde brüllen:

„Nie wirst Du, Berlin, auf einen grünen Zweig kommen. Nichts zu essen und keinen Film. Hier steht die zahlungswillige Nachfrage, Herr Wowereit, stopft sich diese lappigen Nudeln in den Schlund, und bereichert T-Online in Darmstadt.“
Don Alphonso - 18. Feb. 2005, 22:36 Uhr

Hätten Sie was gesagt

hätte ich Austernpilze und Halloumi vorbeibringen können. Nun, zu spät...
Booldog - 19. Feb. 2005, 13:47 Uhr

[Wegschubs] Und ich könnte Sushi mitbringen!
sebas - 19. Feb. 2005, 15:22 Uhr

Ein Wort nur. Eines.

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