Aber anders
Dass ich ein ganz anderes Leben führen könnte, denke ich vor dem Spiegel und sehe mich an. In einer kleinen Stadt zum Beispiel seit zehn Jahren einen Job haben, morgens alle grüßen, die ich treffe, und am Sonntag mit zwei Kindern und dem Hund an der Leine um einen See spazieren. In einer großen Stadt leben, vielleicht auch das, richtig Karriere machen, so mit Dienstwagen und Fahrer und einem großen Haus. Oder Bilder malen, in Kreuzberg in einem Hinterhaus vielleicht, und mir ausmalen, wie es wäre, wenn einer kommt und etwas kauft.
Ganz anders könnte ich leben und vielleicht sein, denke ich mir und wasche die Hände. Etwas schaffen könnte ich wohl, was den Tag überleben würde und vielleicht auch mich. Ein Kind könnte ich haben, oder einen anderen Mann, viele Männer oder vielleicht auch Frauen. Verliebt könnte ich viel öfter sein und dafür selten aufgehoben, geborgen und warm. In einem anderen Land könnte ich sein und in einer anderen Sprache träumen.
Vorstellen kann ich mir all das, denke ich mir, und ziehe ein Papierhandtuch nach dem anderen aus der Box aus Blech an der Wand. Ausmalen lässt sich das alles, schön wäre auch das andere Leben vielleicht, aber wünschen, wünschen würde ich mir nichts, als das, was ich habe, auch wenn es nicht viel sein mag, nicht großartig auch, kein Rausch, kein Flug, kein Feuerwerk und kein Regenbogen, und nicht Wunsch und Traum, sondern vielleicht nur die Frucht von Gelegenheit, von Phantasielosigkeit und den Dingen, die eben einfach so sind.
AND I WISH HIM LUCK I HOPE HE GETS IT RIGHT AS HE LIVES MY LIFE ...
Ich wünsche mir manchmal den Flug, das Feuerwerk, das ganz andere Leben...weit weg von "den Dingen, die eben einfach so sind."
https://www.youtube.com/watch?v=BVqfXqLn8Lw